Die Fluglotsen in Europa geraten unter Druck: Billigflieger Ryanair fordert lautstark mehr Personal und ein Eingreifen der EU-Kommission. Die Deutsche Flugsicherung untermauert die Diskussion nun mit Zahlen.

Fluglotsen der Deutschen Flugsicherung (DFS) regeln im Tower des Flughafens Düsseldorf den Luftverkehr. © dpa /Oliver Berg

In die Diskussion um durch Fluglotsenstreiks verursachte Flugverspätungen schaltet sich nun auch die Deutsche Flugsicherung (DFS) ein. Nach Zahlen, die airliners.de vorliegen, hat der Anteil, den die Lotsen an den Verspätungen haben, in den ersten Monaten des Jahres zugenommen. Insgesamt lagen sie zuletzt über dem Niveau des Vorjahres.

Anteil der Flugsicherung an gemessenen Ankunftsverspätungen

Anteil in Minuten pro Flug

Gesamtjahr
2017
0.9

Januar
2018
0.2

Februar
2018
0.3

März
2018
0.8

April
2018
1.0

Anmerkung: Daten für Mai sind noch nicht verfügbar.Quelle: DFS

Die Flugsicherungen in Europa würden alles tun, um entsprechende Kapazitäten bereitzustellen, versichert die DFS. Die DFS hat dazu zahlreiche Maßnahmen ergriffen, unter anderem eine verstärkte Lotsenausbildung und eine bessere Zusammenarbeit der Kontrollzentralen.

Denn die europäischen Flugsicherungsorganisationen werden seit 2012 zentral von der Europäischen Union beziehungsweise Eurocontrol koordiniert. Seit dem macht die DFS zwei Phasen aus:

  • In der ersten sogenannten Regulierungsperiode von 2012 bis 2014 fiel die Prognose laut DFS zu hoch aus — sprich am Ende hatten viele nationale Flugsicherungen zu viele Lotsen rekrutiert und dadurch sind zu hohe Kosten entstanden.
  • In der nun laufenden zweiten Regulierungsperiode von 2015 bis 2019 zeige sich laut DFS der gegenteilige Effekt: «Der Verkehr steigt deutlich stärker als vorhergesagt, deshalb geraten nun einige Flugsicherungsorganisationen an ihre Kapazitätsgrenze.»
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Ryanair mahnt Personalmangel an

Billigflieger Ryanair kritisiert die europäischen Flugsicherungen dennoch für ihr Personalmanagement: «Wir fordern die Regierungen in Großbritannien und Deutschland sowie die EU-Kommission auf, unverzüglich und entschieden Maßnahmen zu ergreifen», so O’Leary. Die Fluglotsen müssten vollbesetzt sein, sodass «Überflüge bei nationalen Streiks nicht beeinträchtigt werden».

Britische und deutsche Fluglotsen würden sich hinter «ungünstigen Witterungsbedingungen und Euphemismen wie ‘Kapazitätsbeschränkungen’ verstecken», sagte Airline-Chef Michael O’Leary. In Wirklichkeit hätten sie hingegen nicht genügend Personal zur Verfügung, «um die Durchführung der geplanten Flüge sicher zu stellen».

Aufgrund von Personalmangel und Streiks bei europäischen Flugsicherungsbehörden verspäteten sich dem Carrier zufolge im Mai viermal mehr Flüge als im Vorjahresmonat. Zudem mussten im Mai fast 1100 Verbindungen gestrichen werden — fast alle aufgrund von Personalmangel und Streiks bei der Flugverkehrskontrolle, so Ryanair.

Eurowings rechtfertigt Delays mit ATC und Wetter

In der vergangenen Woche hatte der Flughafen Düsseldorf berichtet, dass über die Hälfte der knapp 320 Landungen nach Betriebsschluss im Mai durch ATC (Air Traffic Controller) bedingt waren. Der Chef des dortigen Home-Carriers Eurowings, Thorsten Dirks, hatte zuvor die Fluglotsenstreiks und das Wetter verantwortlich gemacht.

Unter anderem in Frankreich und Griechenland hatten Fluglotsen Mitte des Monats gestreikt und somit für viele Einschränkungen im europäischen Luftraum, weil einige Routen umgeplant werden mussten. Auch an diesem Wochenende legten die Lotsen in Frankreich am Kontrollposten Marseille erneut die Arbeit nieder — Eurocontrol gibt auf Anfrage noch keine Daten dazu heraus.

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