Die politische Diskussion um die dritte Bahn in München verkommt zum Grabenkampf zwischen zwei CSU-Streithähnen. Dabei gibt es eine einfache Lösung für alle Seiten, meint Karl Born.

Klare Ansagen: Professor Karl Born kommentiert die aktuellsten Entwicklungen der Luftverkehrsbranche. © airliners.de, Karl Born

Spätestens Ende März soll die CSU auf einem Parteitag den Seehofer Horst halb entmachten und die Spitzenkandidatur für die bayerische Staatskanzlei an den Söder Markus übergeben. Gleich danach ist Ostern. Da hat Seehofer gedacht, da kann ich doch meinem Nachfolger schon jetzt mal das erste Ei ins Nest legen. Was ist in Bayern so richtig strittig? Die dritte Startbahn für den Flughafen München. «Da hat der Markus bestimmt richtig Spaß!»

Von den drei Flughafen-Gesellschaftern Bund, Bayern und München ist München aufgrund eines negativen Bürgerentscheides gegen die dritte Bahn und will auch auf dieser Position beharren. Während bisher gerade-noch-so-Ministerpräsident Seehofer, Söderle und Münchens Sozen-Stadvater Dieter Reiter auf Zeit spielten («Wir müssen erst einmal die zahlenmäßige Entwicklung des Flugverkehrs abwarten und schon gar nicht vor der Landtagswahl entscheiden»), macht Seehofer jetzt eine seiner bekannten Drehungen und empfiehlt seinem Nachfolger: «Wir sollten der Bevölkerung noch vor der Wahl sagen, wie es weitergehen soll.»

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Um gleich hinterher zu schieben, dass die Staatsregierung und die CSU-Landtagsfraktion pro dritte Startbahn seien. Nicht zuletzt, weil die aktuellen Zahlen einen starken Aufwärtstrend verheißen — laut Seehofer haben das die Prognosen vorher nicht …

Seehofer, der immer betont hatte: «Wenn dritte Startbahn, dann ohne Tricks», will aber doch gerade einen solchen «Trick» mit Reiter kurzfristig besprechen. Denn Reiter sträubt sich und will ohne neuen Bürgerentscheid auch keine neue Meinung der Stadt München präsentieren.

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Nur ein ganz kleiner Trick …

Aber der Horst hat für Reiter ein kleines Bonbon. Denn er zwingt ihn nicht, rigoros sein Versprechen zu brechen; das könnte schon ein klitzekleines Trickchen sein. Man könne die Flughafen München GmbH in eine Aktiengesellschaft umwandeln, dann könnte München seine Anteile oder einen Teil davon verkaufen, was Geld in die Stadtkasse bringen würde und die Entscheidung über die dritte Bahn müsste dann nur noch der Vorstand der Flughafen AG abnicken — ein neuer Bürgerentscheid in München ist dadurch auch obsolet.

Wie sagte doch Seehofer früher: «Wir gehen ohne Trickserei an diese Frage ran.» Das kann jetzt der Söder machen. Der quantitative Aufschwung des Flughafens München wird aktuell durch Lufthansa noch untermauert, die fünf ihrer größten Flugzeuge von Frankfurt in die bayerische Landeshauptstadt verlegt.

Thema Kommentar-Kolumne: Die Born-Ansage

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So hat Kranich-Chef Carsten Spohr auch laut in München verkündet, wie wichtig die dritte Startbahn für die weitere Entwicklung von München sei und man sich nicht abhängen lassen dürfe. Dass die Verlegung der fünf A380 auch etwas mit der Ryanair-Entscheidung in Frankfurt zu tun haben könnte, ist dabei nebensächlich …

Die neue (ausgebaute) Liebe Lufthansa und Flughafen GmbH hat letztere in der jüngeren Vergangenheit mehrfach dokumentiert, indem jede internationale Preisverleihung an Lufthansa, fast zeitgleich mit großer Lobespressemeldung beklatscht wurde. Und wenn sich Flughafenboss Michael Kerkloh demnächst statt «Vorsitzender der Geschäftsführung» dann «CEO Airport München AG» auf die Visitenkarten schreiben darf, täte das seinem Ego auch nicht gerade schlecht — gut, dass er vorübergehend jetzt auch noch wieder ADV-Präsident ist

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Kleines Wettangebot: Über die dritte Startbahn in München werden schon Flugzeuge rollen, bevor der BER uns mit Flugverkehr erfreut. Wer hält dagegen?

Über den Autor

In seiner Reihe «Die Born-Ansage» veröffentlicht der ehemalige Condor-Vertriebschef, Tui-Vorstand und Touristik-Honorarprofessor Karl Born auf airliners.de Kolumnen zum aktuellen Geschehen in der Luftverkehrswirtschaft.

Als Redner auf Führungskräfte- und Verbandstagungen ist Karl Born in der ganzen Welt unterwegs. Als «Querdenker der Reisebranche» für seine «Bissigen Bemerkungen» ausgezeichnet, nimmt der ehemalige Airline- und Touristikmanager auch in Sachen Luftverkehr kein Blatt vor den Mund. Kontakt

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