Wie bei anderen Regionalflughäfen war die Not beim Flughafen
Rostock-Laage groß, die Existenz gefährdet. Mit der Verbindung von
Luftverkehr und dem florierenden Kreuzfahrtgeschäft kam die Wende.

Eine Boeing 747 mit Kreuzfahrttouristen am Airport Rostock-Laage. © dpa /Bern Wüstneck

Fast genau neun Jahre nach der Landung des letzten Jumbo-Jets, der «Air Force One» des damaligen US-Präsidenten George W. Bush, ist am vergangenen Wochenende wieder eine Boeing 747 auf dem Flughafen Rostock-Laage gelandet. Wurde Bush damals zum G8-Gipfel nach Heiligendamm gebracht, warteten nun viele Busse auf die rund 500 Passagiere, um sie zum Kreuzfahrtschiff «Monarch» der Reederei Pullmantur Cruises zu bringen, das im Seehafen angelegt hatte.

Die Verknüpfung zum Kreuzfahrtgeschäft brachte Rostock-Laage aus der Abwärtsspirale heraus, unter der viele Regionalflughäfen leiden. Wenn es heute um das Dauerproblem dieser Airports geht, werden Lübeck, Kassel oder Hahn genannt, Rostock-Laage ist dagegen außen vor. Im Gegenteil: Die Entwicklung der vergangenen zwei Jahre ist erstaunlich. Am vergangenen Samstag wurden bei zehn Flugabfertigungen insgesamt rund 3600 Passagiere gezählt — ein Tagesrekord.

Zahl der Kreuzfahrtpassagiere in Rostock steigt

Die Idee zur Verknüpfung von Luft- und Schifffahrt gab es schon lange, doch es dauerte bis 2015, bis die Reederei Costa Crociere das Angebot des «seamless travel» (etwa: nahtloses Reisen) annahm. «Vom Abflug zu Hause über die Kreuzfahrt selbst bis zum Heimatflughafen müssen sich die Passagiere weder um ihr Gepäck noch um den Transfer zum Schiff kümmern», sagt Airport-Chef Rainer Schwarz. Das kann nach seinen Worten nur ein kleiner Flughafen anbieten. Das Angebot an die Reedereien lautete: «Rent your own Airport.»

Читайте также  Kreuzfahrttouristen beflügeln Flughafen Rostock-Laage

2015 wurden in Laage 18.000 Kreuzfahrtpassagiere abgefertigt, 2016 werden es rund 70.000 sein. Neben Costa haben auch die Reedereien MSC Cruises und Pullmantur Cruises das Angebot angenommen. Für den gerade an einen chinesischen Investor verkauften Flughafen Hahn oder für Kassel-Calden sind Kreuzfahrer indes wohl keine Alternative.

Keine drei Jahre ist es her, da stand Rostock-Laage kurz vor der Insolvenz. Jahrelang krebste der Flughafen am Existenzminimum herum, musste mit Millionensummen unterstützt werden und es gab angesichts des ständigen politischen Hickhacks kaum Aussicht, dass sich daran etwas ändern kann — doch es kam anders.

Für Schwarz hat die Entwicklung eine Ursache: «Mit der Zusage vom Land und der Gesellschafter im Jahr 2014, die Zuschüsse auf eine Million Euro zu verdoppeln und dies bis Ende 2017 beizubehalten, gab es einen Planungshorizont.» Gesellschafter sind die Hansestadt und der Kreis Rostock sowie die Stadt Laage. So sei es gelungen, Airlines für den Standort zu interessieren. Alle weiteren Entwicklungen basierten darauf, sagt Schwarz, der vor seiner Zeit Chef der Berliner Flughäfen war — allerdings nicht für die Technik verantwortlich.

Der ehemalige Berliner Flughafenchef Rainer Schwarz leitet jetzt den Airport Rostock-Laage.Foto: © dpa, Caroline Seidel

«Es war ein echter Zufall, dass Schwarz frei auf dem Markt war», sagt Landes-Verkehrsminister Christian Pegel (SPD) zu dessen Engagement. Er habe den internationalen Markt in all seinen Facetten durchdrungen und verfüge über umfangreiche Netzwerke, die nun zum Tragen kämen.

Schwarz war 2013 im Zusammenhang mit dem Debakel um den Hauptstadtflughafen BER entlassen worden. Er habe eine tragende Rolle bei dem Debakel um geplatzte Eröffnungstermine und steigende Kosten gespielt, so sah es jedenfalls der Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhaus.

Читайте также  Luftverkehr spielt in Wahlprogrammen nur untergeordnete Rolle

Der Name Schwarz ist neben dem von Ex-Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) einer der am häufigsten genannten. Das Berliner Landgericht erkannte indes keine großen Fehler bei Schwarz und gab seiner Klage gegen die Kündigung recht.

Linienverbindungen könnten ausgebaut werden

Schwarz warnt vor Euphorie und gar Träumen von schwarzen Zahlen. Zum Erreichen der Gewinnschwelle eines Regionalflughafens werden rund eine Million Passagiere gebraucht, in Laage sind es dank der Kooperation mit der Luftwaffe etwa 800.000. «2015 erwarten wir rund 250.000 Passagiere, ein Wachstum gegenüber 2014 um 50 Prozent.» Dieses Tempo werde sich so nicht fortsetzen lassen.

Seit März verkehrt die Fluggesellschaft BMI Regional (British Midland Regional) auch werktags zwischen Rostock-Laage und München. «Wir diskutieren gerade, das auf zwei Mal täglich auszubauen — und dann wird es erst richtig attraktiv für Geschäftsreisende», sagt Schwarz. Es gibt weitere Linienverbindungen nach Stuttgart und Köln.

«Es gibt nur einen Flughafen, der neben seiner Regionalbedeutung auch eine Funktion für das ganze Land hat — und das ist Rostock-Laage», beschreibt Pegel die Haltung der SPD-CDU-Landesregierung. Um die Berücksichtigung anderer Regionen wurde viele Jahre gerungen. Laage habe einen unschätzbaren Vorteil: Die Anlage und damit auch die Kosten werden mit der Luftwaffe geteilt — eine bundesweit einmalige Kooperation zur militärischen und zivilen Nutzung, sagt Pegel.

Flughafen von Deutschland