Mehr Fracht, aber weniger Passagiere: Der Airport Hahn gibt eine detaillierte Prognose fürs Gesamtjahr. Sorgenvoll blickt man am Hunsrück auf die Luxemburg-Aktivitäten der Kundin Ryanair.

Schriftzug am Hunsrück-Flughafen Hahn. © dpa /Andreas Arnold

Nach dem Einbruch im Frachtgeschäft 2016 rechnet der defizitäre Hunsrück-Flughafen Hahn in diesem Jahr wieder mit deutlich mehr als 100.000 Tonnen Frachtumschlag. 120.000 bis 130.000 Tonnen seien für dieses Jahr das Ziel, sagte Christoph Goetzmann, Mitglied der Geschäftsführung: «Der Trend ist sehr positiv.» Beispielsweise habe sich die Zahl der Flüge der Suparna Airlines vom Hahn nach Asien jüngst von einem auf vier pro Woche erhöht.

Anders gestalte sich die Entwicklung im Passagiergeschäft: Nach 2,6 Millionen Fluggästen im Jahr 2016 werde diese Zahl 2017 nur bei 2,2 bis 2,4 Millionen liegen, ergänzte Goetzmann. Die Aufnahme der angekündigten regelmäßigen Passagierflüge nach Asien sei flugrechtlich und organisatorisch deutlich langwieriger als die Ausweitung des Frachtgeschäfts.

Genauer Blick nach Luxemburg

Gegenwärtig kommen 35 Prozent der Hahn-Passagiere laut des Managers aus Rheinland-Pfalz, 28 Prozent aus Hessen, 17 Prozent aus Baden-Württemberg, sieben Prozent aus dem Saarland, sechs Prozent aus Nordrhein-Westfalen und vier Prozent aus Luxemburg.

«Was uns wirklich Sorgen macht, ist die Ryanair in Luxemburg», sagte Goetzmann. Die irische Billigfluggesellschaft und Hahn-Hauptkundin könne in dem benachbarten Großherzogtum wegen der dort fehlenden Luftverkehrssteuer mit niedrigeren Ticketpreisen starten.

Goetzmann: Seriöser Investor mit langem Atem

Der große chinesische Mischkonzern und Deutsche-Bank-Aktionär HNA hatte vor wenigen Monaten die 82,5 Prozent des Landes Rheinland-Pfalz am Flughafen Hahn gekauft. Hessen hält weiterhin 17,5 Prozent. Es ist der erste HNA-Airport in Europa.

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Goetzmann sagte, einen anderen geeigneten Käufer habe es für Rheinland-Pfalz nicht gegeben: «Sie hätten noch Kasachen nehmen können, die im Verdacht der Steuerhinterziehung standen.» HNA sei ein sehr seriöser Investor mit langem Atem und Wagnisbereitschaft.

Im Visier der Ermittler

Die Schweizer Übernahmekommission hat im Fall undurchsichtiger Eigentumsverhältnisse des chinesischen Mischkonzerns HNA Alarm geschlagen: HNA hatte bei der Übernahme des Flugzeugcaterers Gategroup unwahre Angaben zu seinen Besitzern gemacht und muss nun 50.000 Franken an Gebühren bezahlen. Zudem hat die UEK die Strafverfolgungsbehörden und die Finanzmarktaufsicht (Finma) benachrichtigt, dass möglicherweise ein oder mehrere Straftatbestände im Anwendungsbereich des Finanzmarktinfrastrukturgesetzes (FinfraG) erfüllt worden sind.

Bislang sei nach dem Verkauf bis auf eine Ausnahme «aus anderen Gründen» niemand der rund 300 Hahn-Mitarbeiter entlassen worden. Eine andere Frage sei, ob frei werdende Stellen noch stets neu besetzt würden.

HNA hatte sich in deutschen Medien wiederholt mit Vorwürfen von Intransparenz, zu raschem Wachstum und zu großer Staatsnähe in China konfrontiert gesehen. Goetzmann sagte: «Außer bei Fragen von Journalisten ist das bei uns kein Thema.» DieVorwürfe seien unberechtigt. HNA habe zwar Schulden. Als seriöses Unternehmen stehe es aber für Verlässlichkeit, Kontinuität und Wachstum.

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