Rund 790.000 Passagiere hat der Airport Münster/Osnabrück 2016 gezählt — viel weniger als zu Hochzeiten. Der neue Flughafenchef Rainer Schwarz peilt jetzt wieder die Million-Marke an. Das hat einen bestimten Grund.

Prof. Dr. Rainer Schwarz ist Geschäftsführer am Flughafen Münster/Osnabrück. © Flughafen Münster/Osnabrück /Jörn Martens

Der Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) will mittelfristig wieder mehr als eine Million Passagiere pro Jahr abfertigen. Das sagte Airport-Chef Rainer Schwarz jetzt zu airliners.de. Im vergangenen Jahr hatte der Airport knapp 790.000 Fluggäste gezählt. Um die Jahrtausendwende waren es schonmal rund 1,8 Millionen.

Die Eine-Million-Marke ist für den Airport wichtig. «Ab dieser Zahl ist ein operativer Gewinn möglich», so Schwarz. Aktuell betrage der operative Verlust noch rund drei Millionen Euro. Insgesamt steht ein Minus von zehn Millionen Euro zu Buche. «Um den FMO wirtschaftlich wieder auf solide Beine zu stellen, liegt der Fokus absolut auf Verkehrssteigerung», so der Manager.

Verkehrsentwicklung am Airport Münster/Osnabrück

Fluggäste in Mio.

1991
0.29

1992
0.42

1993
0.57

1994
0.70

1995
0.92

1996
1.03

1997
1.10

1998
1.28

1999
1.6

2000
1.8

2001
1.6

2002
1.5

2003
1.5

2004
1.5

2005
1.5

2006
1.55

2007
1.6

2008
1.57

2009
1.38

2010
1.33

2011
1.32

2012
1.02

2013
0.85

2014
0.89

2015
0.82

2016
0.79

Quelle: ADV/Flughafenangaben

Die Flughafengesellschaft verfüge dank zahlreicher Tochtergesellschaften über «eine ungewöhnlich große Wertschöpfungstiefe», erläutert Schwarz. Mit seinen Firmen rund um den Flugbetrieb erwirtschafte der Airport vergleichbar viel mit jedem zusätzlichen Passagier und Flugzeug. «Die Verkehrsleistung ist daher wirtschaftlich bei uns ein besonders großer Hebel.»

Schwarz sitzt seit Februar neu im Chefsessel am Flughafen Münster/Osnabrück. Der in Berlin geschasste Manager hatte es zuvor in Rostock geschafft, in nur zwei Amtsjahren die Passagierzahlen um 50 Prozent zu steigern und den Flughafen vor der Insolvenz zu retten.

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Germania und Lufthansa erweitern Kapazitäten

Erste Erfolge in Sachen Verkehrswachstum gibt es am Airport Münster/Osnabrück sogar schon. «Wir haben bereits bis Mai elf Prozent mehr Passagiere abfertigen können als im Vorjahr», freut sich Schwarz. Das sei bislang im Wesentlichen dem touristischen Flugverkehr zuzuschreiben. So habe Germania in diesem Jahr deutlich ausgebaut und eine zweite Maschine vor Ort stationiert.

Zum Winter will nun auch Lufthansa ihre Präsenz am Airport Münster/Osnabrück ausbauen. Die aktuell bereits bis zu fünf Mal tägliche Verbindung nach München wird zum Winter um zwei weitere Flüge pro Woche aufgestockt. Gleichzeitig wird das Fluggerät von Regionaljets auf Maschinen der A320-Familie umgestellt.

Top-5-Fluggesellschaften

  • Lufthansa: 35,5%
  • Germania: 31,0%
  • Niki: 11,3%
  • Sunexpress: 10,4%
  • Eurowings: 5,4%
  • Top-5-Strecken

  • Palma de Mallorca: 26,0%
  • München: 19,9%
  • Frankfurt: 15,6%
  • Antalya: 11,5%
  • Istanbul: 3,3%
  • Kapazitätsangebot am Flughafen Münster/Osnabrück 09/2017, Quelle: ch-aviation

    Neben München verbindet Lufthansa den Airport zudem viermal täglich mit Frankfurt — laut Schwarz ein Beweis für den hohen Anteil der Geschäftsreisenden am Standort. Zudem gäbe es in Münster/Osnabrück eine große Nachfrage für direkte Städteverbindungen. «Dabei geht es dann auch um das Thema Low Cost.» Besonders interessant seien dabei alle Punkt-zu-Punkt-Verbindungen, die sowohl touristisches Potential hätten als auch einen Geschäftsreiseanteil versprächen.

    In der Tat hatte Air Berlin bis Winter 2013/14 eine Basis in Münster/Osnabrück und flog zu Hochzeiten mit sieben stationierten Flugzeugen etliche Städte an, sogar innerdeutsch. Auch Ryanair hat bereits Erfahrungen mit Münster. Von 2013 bis 2015 kam der Billigflieger einige Male pro Wochen aus Malaga und Gerona.

    Großer Terminal-Neubau belastet finanziell

    Zunächst sorgen die alten Hochzeiten allerdings noch für finanzielle Probleme. Das damals für rund hundert Millionen Euro neu gebaute Terminal ist ohne die entsprechende Auslastung nicht wie ursprünglich geplant vom Flughafen selbst zu finanzieren.

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    Bereits seit zwei Jahren greifen daher die Gesellschafter im Rahmen eines Entschuldungskonzepts unter die Arme. Ab 2020 sollen laut Schwarz keine Belastungen mehr aus Zinsen und Tilgungen für den Terminalbau anfallen. «Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass auch das operative Ergebnis stimmt.»

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