Im Berliner Luftverkehr ist man seit Jahren nur Wachstum gewohnt. Die Air-Berlin-Pleite bringt im September nun erstmals seit langem einen Einbruch. Lufthansa erteilt dem Standort zudem eine deutliche Absage.

A320 der Air Berlin am Flughafen Berlin-Tegel. © dpa /Wolfgang Kumm

Die Insolvenz von Air Berlin zeigt sich auch in den Passagierzahlen am Flughafenstandort Berlin: Im September gab es einen Passagierrückgang in der Hauptstadtregion. Insgesamt starteten und landeten rund 3,2 Millionen Passagiere an den Flughäfen Schönefeld und Tegel. Das ist ein Minus von 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat

Am Flughafen Tegel sind dabei mit rund zwei Millionen 3,7 Prozent Passagiere weniger abgefertigt worden als ein Jahr zuvor. Grund sei die Krise bei Air Berlin, Flüge seien deswegen ausgefallen oder Kunden hätten umgebucht, erklärte ein Sprecher der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg am Montag. Am Flughafen Schönefeld hingegen stiegen die Passagierzahlen um 3,3 Prozent auf rund 1,2 Millionen.

Sie lassen derzeit keine JavaScript-Nutzung in Ihrem Browser zu. Daher ist eine Anzeige des Graphen nicht möglich.

Diese Statistik zeigt die Flugbewegungen und Passagierzahlen an den Berliner Airports Tegel und Schönefeld von September 2016 bis September 2017.

Die Zahl der Flugbewegungen sank im September ebenfalls. Rund 26.000 Starts und Landungen bedeuten ein Minus von 1,2 Prozent im Vergleich zum September 2016. In Schönefeld sank die Zahl der Flugbewegungen um 1,6 Prozent — in Tegel gingen die Bewegungen um ein Prozent zurück.

Insgesamt haben die Flughäfen allerdings seit Jahresanfang deutlich mehr Menschen abgefertigt: Von Januar bis September seien knapp 25,95 Millionen Passagiere gestartet und gelandet — ein Plus von 5,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Читайте также  Ryanair: Berlin braucht einen dritten Flughafen

Eigentlich verwöhnt vom Wachstum

Normalerweise ist die Hauptstadtregion nur Wachstum gewohnt. Seit der Weltwirtschaftskrise 2008/2009 geht es im Monatsvergleich fast ausschließlich nach oben. Zuletzt hatte es im März einen Rückgang der Passagierzahlen in Berlin gegeben. Damals lag der Rückgang an den Streik der Bodenverkehrsdienste.

In der Hauptstadt wird auch angesichts der steigenden Passagierzahlen diskutiert, ob der Flughafen Tegel im Norden Berlins erhalten bleiben soll. Eigentlich soll der Stadtflughafen schließen, wenn der neue Hauptstadtflughafen BER im Süden öffnet. In einem Volksentscheid hatte sich die Mehrheit der Berliner Wähler für eine Offenhaltung ausgesprochen, der Berliner Senat lehnt das bisher ab.

Lufthansa gibt BER einen Drehkreuz-Korb

Dabei ist unklar, wie genau es in Berlin weitergeht. Air Berlin hatte bis zuletzt eine größere Drehkreuz-Operations in Tegel zu laufen. Neben Umsteigern auf etliche Langstrecken gab es auch innereuropäische Umsteigeverkehre am Platz. Das scheint nun vorbei, denn die Lufthansa hat keinerlei Ambitionen, Berlin als Hub zu nutzen, auch nicht nach der BER-Eröffnung.

In einem Interview mit der «Berliner Morgenpost» stellte Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister klar, dass Berlin auch zukünftig keinerlei Drehkreuzfunktion für die Gesellschaften der Gruppe spielen werde. Der BER sei schlicht nicht geeignet.

Der Konzern betreibt zudem mit Frankfurt, München, Wien und Zürich bereits mehrere Drehkreuze in Europa. «Ein fünftes ist nicht zweckmäßig, da muss man ehrlich sein», so Hohmeister. Lufthansa werde in Berlin zwar Interkontinentalverbindungen anbieten, «aber wir werden hier nicht wie in München knapp 30 Langstreckenflugzeuge stationieren», so der Manager.

Flughafen von Deutschland