Die letzte große Hürde für den Verkauf des Flughafens Hahn ist genommen: Jetzt kann die Mehrheit auf den HNA-Konzern übergehen. Viel hängt nun von Ryanair und der Entwicklung im Frachtgeschäft ab.

Ryanair ist die größte Airline am Flughafen Hahn. © Flughafen Frankfurt-Hahn /Thomas Frey

Die Erleichterung ist groß nach der lang erwarteten Nachricht aus Brüssel: Der Flughafen Hahn darf auch nach dem Verkauf an die chinesische HNA-Gruppe Betriebsbeihilfen vom Land bekommen. «Das ist eine gute Entscheidung», sagt ein Insider, fügt aber im gleichen Atemzug hinzu: «Mit den Subventionen allein lässt sich der Flughafen nicht retten.»

Auch die rund 315 Beschäftigten — insgesamt sind die Arbeitsplätze von Tausenden Menschen vom Betrieb des Flughafens abhängig — sind froh, dass die jahrelange Hängepartie jetzt zu Ende ist. Ihre Arbeit lief selbst in der tiefsten Krise mit dem gescheiterten ersten Verkaufsversuch vor rund einem Jahr normal weiter. «Die Geschäfte sind ja durch den Gesellschafterwechsel nicht tangiert», erklärt die Sprecherin der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH (FFHG), Hanna Hammer.

Hauptgesellschafter muss laufende Defizite schultern

Das Land Rheinland-Pfalz ist froh, wenn es demnächst nicht mehr Gesellschafter des Airports ist. «Jetzt beginnt ein neuer Abschnitt am Flughafen Hahn», sagt Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP). «Wir können jetzt in die Zukunft blicken.» Der Verkaufsvertrag wurde zwar schon im März unterschrieben, aber der Deal hing von der Entscheidung der EU-Kommission ab. Nun fehlen nur noch Formalien.

Gleichwohl sind die Steuerzahler bis 2024 weiter gefordert: Denn nach Angaben des Innenministeriums von Rheinland-Pfalz könnten bis zu 25,3 Millionen Euro Beihilfen für den Betrieb, bis zu 22,6 Millionen Beihilfen für Investitionen und bis zu 27 Millionen Euro Feuerwehr- und Sicherheitskosten anfallen — insgesamt rund 75 Millionen Euro. Das Land Hessen, mit 17,5 Prozent am Airport beteiligt, wollte seinen Anteil ebenfalls verkaufen. Doch die Gespräche mit zwei Bietern wurden abgebrochen.

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Die Defizite des Hunsrück-Airports muss künftig der neue Hauptgesellschafter schultern. Im vergangenen Jahr waren das 14,1 Millionen Euro, immerhin etwas weniger als 2015 mit 17,4 Millionen. Wie sich das in diesem Jahr entwickeln wird, ist noch offen. Aber die FFHG-Sprecherin ist zuversichtlich: «Wir gehen davon aus, dass wir in diesem Jahr bei den wirtschaftlichen Zahlen besser aussehen als im vergangenen Jahr.»

Viel hängt vom Hauptkunden Ryanair ab, der seine Billigflieger inzwischen auch von Frankfurt und Luxemburg aus starten lässt. «Wenn Ryanair weiter auf dem Flughafen Hahn bleibt, bietet dies eine gute Basis», sagt Luftfahrtexpertin Yvonne Ziegler von der Frankfurt University of Applied Sciences. «Die Zustimmung zu Subventionen eröffnet auf jeden Fall einen guten Spielraum für den Flughafen. Wenn keine weiteren eintrübenden Rahmenbedingungen eintreten, steht einer wirtschaftlichen Stabilisierung des Flughafens Hahn nichts mehr im Weg.»

Passagiere und Fracht am Flughafen Hahn

Passagiere in Millionen
Fracht in Tonnen

Jahr 2005
3079528
107305

Jahr 2006
3705088
123165

Jahr 2007
4015155
125049

Jahr 2008
3940585
179375

Jahr 2009
3793958
174664

Jahr 2010
3493629
228547

Jahr 2011
2894363
286416

Jahr 2012
2791185
207520

Jahr 2013
2667529
152503

Jahr 2014
2447258
132638

Jahr 2015
2665255
79661

Jahr 2016
2609156
72577

Quelle: Flughafen Hahn

Die Flughafengesellschaft gründet ihre Zuversicht auf einen Ausbau des Frachtgeschäfts: Im ersten Halbjahr gingen 49.000 Tonnen über den Hahn, 52 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Einen Grund dafür sieht FFHG-Sprecherin Hammer im Vorteil, dass es auf dem Hahn anders als beim Flughafen Frankfurt keine starren Slots gibt, also genau zugeschriebene Start- und Landezeiträume. Wenn ein Frachtflugzeug nicht rechtzeitig ankommt, muss es über dem Flughafen kreisen, was Zeit und Geld kostet. «Der Markt wird flexibler, das wird stärker nachgefragt», erklärt die Sprecherin.

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Expertin sieht Synergieeffekte durch HNA

Skeptischer ist Professorin Ziegler: «Das Frachtgeschäft bleibt schwierig, da viele Unternehmen ihre etablierten Logistikströme am Flughafen Frankfurt schon ausgebaut haben.» Im Passagierflugverkehr aber sieht sie mögliche Synergieeffekte, da HNA in China eigene Fluglinien betreibt. Denkbar wären etwa verstärkte Charterflüge für chinesische Touristen.

HNA kündigte nach dem Verkauf drei zusätzliche Passagierflüge und drei zusätzliche Frachtflüge pro Woche als Einstieg an. In Ausbau und Modernisierung des Airports sollen nach bisherigen Plänen 75 Millionen Euro fließen.

Schon jetzt ist HNA im Tagesgeschäft des Flughafens aktiv. Seit Anfang Juli verantworten Hubert Heimann als Vertreter des Landes und Hexin Wang von HNA gemeinschaftlich die Geschäftsführung. Keiner entscheidet ohne den anderen. Sobald die Gesellschafteranteile dann an HNA übergehen, wird wohl Wang der Alleingeschäftsführer werden. Ob alle Beschäftigten am Flughafen bleiben dürfen, ist allerdings offen. Eine Garantie gibt es für sie nämlich nicht.

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