Die kleine Firma ADC besitzt Immobilien am Airport Hahn. Sie hat sich auch für den hessischen Anteil am Flughafen interessiert. Doch dieser Deal ist geplatzt. Was macht das überwiegend chinesische Unternehmen heute?

Firmenschild des deutsch-chinesischen Unternehemens ADC. © dpa /Frank Rumpenhorst

Der rheinland-pfälzische Mammutanteil am defizitären Hunsrück-Flughafen Hahn ist an den chinesischen Konzern HNA verkauft. Hessen dagegen behält seinen kleineren Anteil vorerst – nach gescheiterten Verkaufsverhandlungen mit zwei weiteren Firmen. Eine davon ist die ursprünglich pfälzisch-chinesische ADC, die andere ein amerikanisch-chinesisches Unternehmen, das sich überaus bedeckt hält.

Die ADC GmbH hat unabhängig vom Bieterverfahren für den Hahn schon im Sommer vergangenen Jahres dort für 3,75 Millionen Euro ehemalige Militärgebäude und ein Schulungszentrum gekauft. Was passiert mit diesen Immobilien, was macht die ADC heute?

Hessen ist weiter verkaufsbereit

2014 ist die ADC im pfälzischen Deidesheim gegründet worden — in einem Weingut. Anruf dort — Antwort: «Die ADC ist jetzt in Mannheim.» Anruf beim neuen Firmensitz — Anrufbeantworter: «Zurzeit ist niemand erreichbar.» Internetseite? Fehlanzeige.

Die ADC hat sich hinsichtlich der Gesellschafter völlig neu aufgestellt, weshalb die bisherige Homepage gegenstandslos geworden ist.

Siegfried Englert, ehemaliger Geschäftsführer der ADC

Der ehemalige rheinland-pfälzische SPD-Wirtschaftsstaatssekretär selbst hat die ADC inzwischen verlassen. Sein dortiger Nachfolger ist laut Englert im China-Urlaub.

Der überraschende Gesellschafterwechsel ist der Grund gewesen, warum das Land Hessen den Deal mit der ADC gestoppt hat: Die Firma habe zu wenig Verfahrenssicherheit geboten. Hessen hat laut dem Wiesbadener Finanzministerium kein strategisches Interesse mehr an seinem Hahn-Anteil von 17,5 Prozent und wäre weiter verkaufsbereit.

Englert: ADC spielte HNA in die Hände

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Englert sagt, die ADC mit rund einem Dutzend Mitarbeitern — vor allem Chinesen — sei ihrerseits endgültig nicht mehr am Kauf des hessischen Hahn-Anteils interessiert. Sie habe aber ihr Ziel erreicht, dass der Flughafen mehrheitlich in das Eigentum des mit ihr partnerschaftlich verbundenen großen Mischkonzerns HNA gekommen sei.

Dieser hat begonnen, das Frachtgeschäft im Hunsrück auszubauen. Die angekündigten Passagierflüge von dort nach China dagegen lassen noch auf sich warten — aus flugrechtlichen Gründen.

ADC mischte schon 2016 mit

2016 war ein erster rheinland-pfälzischer Hahn-Verkaufsversuch spektakulär gescheitert — die damalige, ebenfalls chinesische Bieterin SYT entpuppte sich als mutmaßlich betrügerische Minifirma. Auch in dieser ersten Bieterrunde war die ADC schon mit von der Partei gewesen — vergeblich.

Englert ergänzt: «Die ADC konzentriert sich nun im Wesentlichen auf ihr Kerngeschäft, also auf Hotelimmobilien so wie in Bad Schwalbach.» In dem hessischen Heilbad lässt die ADC das historische Bauhaus-Hotel Eden Parc renovieren. Wegen des Denkmalschutzes sei es zu Verzögerungen gekommen, sagt Bürgermeister Martin Hußmann (CDU). Die ADC habe aber angekündigt, bis zum Beginn der Landesgartenschau (LGS) im April 2018 wenigstens rund 30 Zimmer zu öffnen.

Zudem zeige die ADC Interesse, eine geplante Spaß-Seilbahn («Fly-Line») zwischen Bäumen der LGS zu finanzieren. Bislang nichts geworden sei dagegen aus der Ankündigung der ADC, sich auch im neuen Gewerbegebiet von Bad Schwalbach zu engagieren.

Und die ADC-Flächen am Flughafen Hahn? Im Sommer 2016 hat der Airport von Sanierung und Teilabriss der Gebäude gesprochen, «um Wohnen und Arbeiten an einem internationalen Standort zu bieten». Vorgesehen sei auch eine Teilnutzung durch die benachbarte Hochschule der Polizei (HdP) Rheinland-Pfalz. Getan hat sich von außen betrachtet bis heute — nichts.

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Werden Immobilien an HNA verkauft?

Zur Belegung mit Polizeischülern heißt es im Mainzer Innenministerium: «Details zu laufenden Vertragsverhandlungen können wir nicht nennen. Ziel ist der Abschluss eines Mietvertrages zwischen der HdP und der Firma ADC über drei Hörsäle.»

Englert antwortet auf die Frage, ob die ADC-Immobilien am Flughafen an die HNA verkauft werden könnten: «Mit den Grundstücken am Hahn eilt es nicht, da sie Rendite bringen, nicht viel, aber mehr als der gegenwärtige Kapitalzins.» Es gebe Mieter.

Kontakt zwischen dem Land Hessen und HNA

Als mögliche Option gilt am Hahn auch, dass die HNA den hessischen Anteil am Flughafen übernimmt — und so ihren bisher einzigen europäischen Airport zu 100 Prozent ihr eigenen nennen kann. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Chinesen und Hessen im tiefen Hunsrück? «Wir suchen das Gespräch mit dem neuen Mehrheitsgesellschafter, um uns über das Vorgehen abzustimmen», teilt das Wiesbadener Finanzministerium mit. HNA-Sprecher Christoph Goetzmann sagt: «Wir arbeiten mit Hessen gerne zusammen.»

Bleibt noch ein Geheimnis: Was bedeutet die Abkürzung ADC? Englert verrät: «Das sind einfach fiktive Buchstaben.»

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