Der ehemalige SPD-Bundesminister Kurt Bodewig verlässt die Aufsichtsratsspitze des Flughafens Köln/Bonn. Auf ihn folgt Friedrich Merz. Das entfacht die Privatisierungsdebatte erneut.

Friedrich Merz. © dpa

Der Aufsichtsratschef des Airports Köln/Bonn, Kurt Bodewig, ist per Umlaufverfahren seines Amts enthoben worden. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, habe auch die Stadt Köln der Entlassung zugestimmt, sodass eine Dreiviertelmehrheit gegen den früheren Bundesverkehrsminister stand.

Land, Bund und die Stadt Köln halten jeweils ein knappes Drittel der Gesellschafteranteile am zweitgrößten NRW-Airport. Kleinere Anteile halten Bonn sowie der Rhein-Sieg-Kreis und der Rheinisch-Bergische Kreis.

Anteilseigner des Flughafens Köln/Bonn

Angaben in Prozent

Stadt Köln
31.12

Bundesrepublik
Deutschland
30.94

Land Nordrhein-Westfalen
30.94

Stadtwerke Bonn
6.06

Rhein-Sieg-Kreis
0.59

Rheinisch-Bergischer-Kreis
0.35

Die Grafik zeigt die Verteilung des Stammkapitals am Flughafen Köln/Bonn zum Stichtag 31. Dezember 2016. Quelle: Geschäftsbericht des Airports

Nun ist der Weg für CDU-Politiker Friedrich Merz an die Spitze des Flughafen-Aufsichtsrats frei. Schon am kommenden Montag soll er von den Gesellschaftern gewählt werden. CDU-Ministerpräsident Armin Laschet hatte Merz als neuen Aufsichtsratschef vorgeschlagen.

Privatisierungsdebatte kommt erneut auf

Die Personalie entfacht die seit Langem laufende Diskussion um die Privatisierung des NRW-Airports neu. Denn Merz ist Aufsichtsratschef beim deutschen Ableger des US-Investors Blackrock, der Anteile an der Lufthansa Group und Flughafenbetreiber Fraport hält.

Die Opposition befürchtet, dass mit Merz nun endgültig eine Privatisierung des Flughafens eingeleitet werden könnte. «Mit Friedrich Merz soll jetzt ein verkappter Privatisierungsbeauftragter an die Spitze des Aufsichtsrats kommen, der unter anderem als Top-Lobbyist für eine der größten Heuschrecken im Land tätig ist», kritisierte der Kölner SPD-Landtagsabgeordnete Martin Börschel.

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Vorwürfe gegen Flughafenchef überschatten Wechsel

Der Wechsel im Aufsichtsrat des Flughafens war überschattet worden von Vorwürfen gegen Airport-Chef Michael Garvens. Er soll unter anderem Geld an ein Frachtunternehmen überwiesen haben, ohne dass der Flughafen eine Gegenleistung erhielt und Mitarbeiter jahrelang bei vollen Bezügen freigestellt haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Untreue.

Garvens selbst hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Der Aufsichtsrat aber beurlaubte ihn bis Mitte Dezember, um die Vorwürfe genau prüfen zu können. Da das Kontrollgremium davon ausgeht, dass die Prüfung länger andauern könnte, sprach sich Bodewig dagegen aus, turnusmäßig im Januar den Vorsitz abzugeben. 

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