Nach 23.00 Uhr darf am Frankfurter Flughafen nicht mehr gestartet und
nur ausnahmsweise noch gelandet werden. Der Billigflieger Ryanair
steht im Verdacht, die Ausnahmeregeln zu missbrauchen.

Flugzeug der Ryanair. © AirTeamImages.com

Mit dem Sommerflugplan hat sich das Problem verspäteter Landungen am Frankfurter Flughafen verschärft. Allein 38 Maschinen des Billigfliegers Ryanair landeten im April nach 23.00 Uhr auf dem größten deutschen Airport, an dem ein vergleichsweise strenges Nachtflugverbot herrscht. Das waren so viele Ryanair-Jets wie noch nie in einem Monat und 53 Prozent sämtlicher verspäteten Landungen im April, wie das hessische Verkehrsministerium am Donnerstag berichtete. Neben Ryanair waren 34 weitere Jets verspätet angekommen, darunter elf der Lufthansa und neun des Ferienfliegers Condor. Zuerst hatte die «Frankfurter Rundschau» berichtet.

Verspätete Landungen nach 23.00 Uhr bis Mitternacht sind in Frankfurt in bestimmter Zahl (7,5 pro Kalendertag im Jahresschnitt) in Ausnahmefällen erlaubt, werden aber regelmäßig untersucht, um unnötige Lärmbelastungen der Anwohner zu vermeiden. Die Landesregierung vermutet insbesondere bei den späten Ryanair-Verbindungen aus London-Stansted und Barcelona, dass die Verspätungen bereits in einem zu engen Flugplan der Jets angelegt sein könnten. Das würde eine Ordnungswidrigkeit darstellen und könnte mit Bußen bis zu 50 000 Euro pro Einzelfall geahndet werden. Auch könnte der wirtschaftliche Vorteil eingezogen werden, den die Fluggesellschaft aus der Spätlandung zieht.

Entsprechende Ermittlungen hat das Regierungspräsidium Darmstadt im Auftrag des Ministeriums zu 29 verschiedenen Flügen aus Stansted und Barcelona aufgenommen, bislang aber kein Ergebnis vorgelegt. Zunächst müssten die jeweiligen Piloten angehört werden, hatte die Behörde der «Rundschau» mitgeteilt. Die Verfahren richteten sich zunächst allein gegen die Piloten und nicht gegen die Fluggesellschaft.

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Ryanair hat bislang versichert, dass in den Flugplänen das Frankfurter Nachtflugverbot berücksichtigt sei. Die Verspätungen lägen in der Verantwortlichkeit der Luftverkehrskontrolle. Andere Gesellschaften kommen damit aber offensichtlich besser zurecht: Ryanair steht am Frankfurter Flughafen laut Ministerium nur für rund ein Viertel der späten Landungen ab 22 Uhr, aber für mehr als die Hälfte der wirklich verspäteten Landungen ab 23 Uhr.

Das System des Dumpingfliegers beruhe auf einem auf Kante genähten Flugplan, unter dem Beschäftigte im Flugzeug, am Boden sowie die Passagiere zu leiden hätten, erklärte die Fraktionsvorsitzende der Linken im Landtag, Janine Wissler. «Die Hessische Landesregierung darf sich nicht weiter auf der Nase herumtanzen lassen, sondern muss endlich effektive Maßnahmen ergreifen, um das Nachtflugverbot wiederherzustellen.» Das Übertreten von Gesetzen und Regelungen zum Schutz von Menschen und Natur sei Teil des Ryanair-Geschäftsmodells.

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