Verkehrsminister Scheuer will schnell mit den Verantwortlichen über einen Fortbetrieb des Flughafens Berlin-Tegel sprechen. Denn sonst stünde die Hauptstadt womöglich ab 2019 ohne Airport da. Der Senat kontert.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU): «Ich bin ein Fan von Tegel.» © andreas-scheuer.de
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat seine Forderung nach einem Weiterbetrieb des Flughafens Tegel bekräftigt. «Wenn nichts passiert, läuft Berlin Gefahr, Ende 2019 gar keinen Flughafen mehr zu haben», sagte Scheuer der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».
Die Landesregierungen in Berlin und Brandenburg sollten die Offenhaltung Tegels nicht vorschnell ausschließen. Dort sei «die beinharte Realität» noch nicht «so richtig» angekommen. Auch wegen des für Tegel positiven Volksentscheids müsse weiter über den Fortbestand des alten Flughafens gesprochen werden.
Gegen «Das kriegen wir schon hin»-Haltung
Bei dem — rechtlich nicht verbindlichen — Volksentscheid im vergangenen September hatten 56,4 Prozent der Wähler dafür gestimmt, Tegel auch nach Eröffnung des neuen Hauptstadt-Airports BER weiter zu betreiben.
Anlässlich des Volksentscheids über die Zukunft des Flughafens Tegel hat airliners.de ein Pro-und-Contra zu der Debattenfrage veröffentlicht. Auch wenn die Abstimmung bereit über fünf Monate her ist, sind die Argumente immer noch aktuell:
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Sie stellten sich damit gegen die bisherigen Festlegungen der drei Flughafengesellschafter — Berlin, Brandenburg und Bund — wonach Tegel spätestens sechs Monate nach der BER-Eröffnung schließen soll. Die Eröffnung ist jetzt nach immer neuerlichen Verzögerungen für den Herbst 2020 vorgesehen.
Die Haltung «Das kriegen wir schon hin» sei angesichts der schlechten Erfahrungen mit dem BER mehr als leichtfertig, kritisierte der Minister. Deshalb will Scheuer die Partner in Berlin und Brandenburg «sehr bald zum Gespräch bitten».
Die Uhr tickt.
Andreas Scheuer (CSU), Bundesverkehrsminister
Der Berliner Senat hatte vor Kurzem auf der Grundlage eines Gutachtens beschlossen, das Ergebnis des Bürgervotums zu ignorieren. Auch in Brandenburg läuft es auf einen Volksentscheid hinaus.
Senatssprecherin empfiehlt Gespräch mit der Kanzlerin
Die Sprecherin des Berliner Senats, Claudia Sünder, bemerkte zu dem neuerlichen Vorstoß: «Wir empfehlen Herrn Scheuer einen Termin mit dem Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup — der kann ihm dann alles erklären, inklusive dass Tegel am Netz bleibt bis der BER 2020 öffnet.» Alternativ könne er sich auch bei Kabinettschefin Angela Merkel (CDU) informieren.
Es täte der Debatte überdies gut, «wenn man sich weniger gefühlten Ahnungen und mehr Realitäten hingeben würde», meinte Sünder. «Wenn Herr Scheuer sich jedoch mit Leidenschaft für die Stärkung des bundeshauptstädtischen Luftverkehrsstandortes Berlin engagieren möchte, schlagen wir zum Beispiel ein Gespräch mit der Lufthansa vor.»