Die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie legte 2017 beim Umsatz erneut um sechs Prozent zu, so dass der Umsatz ein Allzeithoch von 40 Milliarden Euro erreicht. Auch die Beschäftigtenzahl ist auf einem Höchststand von 109500.

BDLI  

 

Laut BDLI ist die zivile Luftfahrt ist weiterhin das größte Einzelsegment der Branche. Global steigende Bestell- und Auslieferungszahlen führten zu einem Umsatzwachstum von 8 Prozent auf 29,2 Mrd. Euro. Gut 76.500 Menschen arbeiten in diesem Segment. Die militärische Luftfahrt verzeichnete ein Umsatzplus von 4%. Der Umsatz stieg auf 7,8 Mrd. Euro. Die Beschäftigtenzahl erhöhte sich leicht auf 24.000 Mitarbeiter. In der Raumfahrt stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 3 Prozent auf 3 Mrd. Euro, die Zahl der Arbeitskräfte erhöhte sich um drei Prozent auf 9.000 Beschäftigte.

Der Exportanteil stieg, gemessen am Umsatz der Gesamtbranche, von 72 auf 74 Prozent. Zehn Prozent des Branchenumsatzes gehen in eigenfinazierte Fotschung und Entwicklung.

BDLI-Präsident Klaus Richter erklärte, dass es angesichts der wachsenden Konkurrenz aus aller Welt gelte, den Luft- und Raumfahrtstandort Deutschland wettbewerbsfähig und damit zukunftssicher zu halten: „Dieses Ziel erreichen wir nur, wenn alle Beteiligten aus Industrie, Politik und Forschung an einem Strang ziehen

„Wichtig ist, dass auch mit der neuen Bundesregierung die ‚Runden Tische Luft- und Raumfahrtindustrie‘ fortgesetzt werden, die das BMWi zusammen mit den Akteuren der Branche initiiert hat. Denn hier werden aktiv zukunftsweisende Themen wie unbemanntes Fliegen, elektrisches Fliegen, Luft- und Raumfahrtindustrie 4.0, die kommerzielle Nutzung der Raumfahrt und Arbeit 4.0 aufgegriffen. Diese gezielte Unterstützung benötigen wir, damit auch in Zukunft viele Innovationen ‚Made in Germany‘ in Produkte der Spitzentechnologie und damit in Markterfolge umgesetzt werden können.“

Zivilluftfahrt fährt Fertigungsraten hoch

Der Umsatz im zivilen Bereich stieg im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozent auf 29,2 Mrd. Euro (Vorjahr: 27,1 Mrd. Euro). Mit 73 Prozent Anteil am Gesamtbranchenumsatz bleibt die zivile Luftfahrt mit Abstand der größte Sektor der nationalen Luft- und Raumfahrtindustrie mit 76500 Beschäftigten.

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Der Rekordauftragsbestand bei allen Flugzeugherstellern ist Grundlage für den weiteren Produktionshochlauf. Dieser war auch 2017 der wesentliche Treiber des Umsatzwachstums. Richter betont: „Der Auftragsbestand bei Airbus entspricht etwa neun Jahren Produktion gemessen an den aktuellen Fertigungsraten. Dies sichert langfristig Arbeitsplätze. Davon profitieren auch unsere Partner, wie die Triebwerkshersteller und viele mittelständisch geprägte Zulieferunternehmen in Deutschland. Diese Auftragsbestand ist ein Alleinstellungsmerkmal unserer Branche.“

Die deutsche Triebwerksindustrie profitierte 2017 von dem anhaltend positiven Branchenumfeld. Die mittel- bis langfristigen Produktionspläne für neue Antriebe sind bekannt und mit den Flugzeugherstellern abgestimmt. Daten zur in Dienst stehenden Flugzeugflotte geben Planungssicherheit für das Aftersales-Geschäft. Die Aufmerksamkeit der Antriebshersteller liegt auf dem Programmhochlauf neuer Triebwerksmodelle wie dem Getriebefan und dem Trent XWB. Auch investieren die Triebwerkshersteller weiterhin stark in die kontinuierliche Optimierung bestehender Antriebe ebenso wie in die Entwicklung neuer Triebwerkdesigns mit dem Ziel der weiteren Reduzierung von Kraftstoffverbrauch und Emissionen.

Die deutsche Zulieferindustrie partizipiert an dem Hochlauf der zivilen Luftfahrzeug-Programme. Richter führt aus: „Unsere mittelständisch geprägte Industrie gewinnt weiterhin Programmbeteiligungen auch bei außereuropäischen Flugzeugherstellern. In allen weltweit ausgelieferten Verkehrsflugzeugen sind Komponenten ‚Made in Germany‘ enthalten – ein herausragender Erfolg.“

Militärluftfahrt wird wieder wichtiger — Europäische Kooperation gefragt

Der Umsatz in der militärischen Luftfahrtindustrie stieg um 4 Prozent auf 7,8 Mrd. Euro (Vorjahr: 7,5 Mrd. Euro) und macht 19 Prozent des Gesamtbranchenumsatzes aus. Die Beschäftigtenzahl erhöhte sich auf 24000 Mitarbeiter.

Richter erläutert: „Nach den zurückliegenden Jahren, die durch Rückgang bei Umsatz und Beschäftigung in diesem strategisch wichtigen Branchensegment gekennzeichnet waren, bestätigt sich die im letzten Jahr festgestellte Trendwende. Diese ist eine Folge der sich verändernden sicherheitspolitischen Lage weltweit….“

Als essentiell wird sich dabei die Entwicklung und Beschaffung des Future Combat Air System (FCAS) als europäisches Gemeinschaftsprojekt  erweisen. Richter betont: „FCAS wird nachhaltig zum Erhalt und Ausbau industrieller Kompetenz in Deutschland beitragen. Es wird einen wichtigen, integralen Bestandteil der Verteidigungssouveränität in Deutschland und in Europa bilden. Auch bedarf es der konsequenten Fortführung der Arbeiten am Entwicklungsprojekt einer europäischen Drohne, gemeinsam mit Frankreich, Italien und Spanien.“

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Richter begrüßt die Intention des Verteidigungsministeriums, bei zukünftigen Großvorhaben zunehmend den multilateralen Schulterschluss mit unseren europäischen Partnern, insbesondere Frankreich, zu suchen: „Nur dadurch kann Europa seiner wachsenden Verantwortung in der internationalen Gemeinschaft gerecht werden. Die enge Kooperation mit Frankreich bei FCAS, EuroMALE, aber auch z.B. beim Seefernaufklärer der Zukunft (MPA, Maritime Patrol Aircraft) sind Ausdruck dieser politischen Verantwortungsübernahme. Gleichzeitig sichern sie auch den Erhalt von hochqualifizierten Arbeitsplätzen in Deutschland und tragen zudem zur Stärkung der europäischen Verteidigungsautonomie bei.“

Mit 74% Exportanteil und einer hochgradigen internationalen Vernetzung ist die Branche von der Exportpolitik stark betroffen. „Die militärische Luftfahrtindustrie bekennt sich selbstverständlich zu den Exportgrundsätzen der Bundesregierung. Jedoch muss die Diskussion über Exportbeschränkungen stets im sicherheitspolitischen und europäischen Kontext geführt werden. Nationale Sonderwege im Rahmen der Rüstungsexportkontrolle sind kontraproduktiv und bergen die Gefahr des Verlusts der Kooperationsfähigkeit der deutschen Industrie — dies gilt gleichermaßen für die System- und Ausrüstungsindustrie.“ Richter ergänzt: „Die gegenwärtige Exportpolitik schränkt nicht nur unsere Exportfähigkeit ein, sondern sie gefährdet unsere Möglichkeiten zu grenzüberschreitend integrierten Programmen, ja sogar zu europäischen Unternehmen. Dem entgegenzuwirken ist Ausdruck politischer Verantwortung.“

Raumfahrt als Technologietreiber

Hinter der Raumfaht-Branche liegt wieder ein erfolgreiches Geschäftsjahr. Der Umsatz erhöhte sich auf 3 Mrd. Euro (Vorjahr: 2,9 Mrd. Euro) und entspricht 8 Prozent des Branchenumsatzes. Die Beschäftigtenzahl stieg auf 9000 (Vorjahr: 8900).

Mit der in Entwicklung befindlichen Trägerrakete ARIANE 6 sichert Europa sich weiterhin seinen unabhängigen Zugang zum Weltraum — mit wichtigen deutschen Anteilen. Das wiederzündbare Oberstufentriebwerk Vinci – Made in Germany — sorgt für enorme Vielseitigkeit.

Zur Sicherung einer weiterhin erfolgreichen  Entwicklung des Raumfahrtstandorts Deutschland setzt der BDLI auf die Fortsetzung des strategischen Dialogs zur langfristigen Ausrichtung der deutschen Raumfahrtpolitik. Richter führt aus: „Auch weiterhin müssen wir gemeinsam die Herausforderungen aufgreifen, die sich u.a. durch die sich wandelnde Raumfahrtlandschaft weltweit stellen. Wesentliche Aufgabe wird es sein, die nationale Raumfahrt für den Wettbewerb strategisch zu positionieren. Dabei spielen ein entsprechendes nationales Raumfahrtbudget und eine nationale Raumfahrtgesetzgebung, die die deutsche Industrie stützt, eine entscheidende Rolle.“

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KS

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