Mit dem Anflugsystem SBAS sollen Piloten ausschließlich mit aufbereiteten GPS-Daten landen können — eine Bodenunterstützung entfällt. Erstmals wir die Technik nun am Flughafen Bremen eingesetzt.

Der erste rein satellitengestützte Präzisionsanflug am Airport Bremen. © Deutsche Flugsicherung

Am Flughafen Bremen ist ab sofort ein neues, komplett satellitengestütztes Präzisionsanflugsystem im Einsatz. Der Airport freue sich sehr, dass die deutschlandweit erste Passagiermaschine mit Hilfe des Systems ohne bodengestützte Steuerung landen konnte, sagte Flughafenchef Jürgen Bula.

Möglich wird dies mit einem Verfahren auf Basis von EGNOS (European Geostationary Navigation Overlay Service), dem europäischen satellitenbasierten Erweiterungssystem zur GPS-Navigation. Es steigert die Positionsgenauigkeit von GPS von zehn bis 20 Metern auf ein bis drei Meter, wie die Deutsche Flugsicherung (DFS) mitteilte.

Mit der sogenannten SBAS-Technik (Satellite Based Augmentation System) stellt die DFS dem Flughafen Bremen bei schlechtem Wetter ein weiteres Anflugverfahren zusätzlich zum Instrumentenlandesystem (ILS) zur Verfügung. Der Vorteil von SBAS: Es braucht keine Navigations-Bodeninfrastruktur. Daher soll es perspektivisch das bisherige, wartungsintensive System ergänzen.

Auch in Frankreich wird SBAS eingesetzt

Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation Icao hatte das satellitengestützte SBAS-Präzisionsanflugverfahren unter der Bezeichnung «LPV 200» freigegeben. Es gilt bei schlechten Sichtverhältnissen für die erste Stufe (CAT 1) von drei Allwetterflugbedingungen: Der Pilot wird bis zur «Entscheidungshöhe» von 60 Metern mittels Satelliten sowohl horizontal als auch vertikal präzise geführt. Sieht er dann die Piste, kann er sicher landen.

Deutschland ist nach Frankreich der zweite Einsatzort der SBAS-Technik. Bereits 2012 wurde auf dem Airport Bremen der weltweit erste Anflug mit der satellitengestützten GBAS-Technik (Ground Based Augmentation System) durchgeführt.

Satellitengestützte Anflugsysteme

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Das GBAS fußt auf GPS-Daten und wird von einer unbemannten Bodenstation unterstützt, das SBAS hingegen soll auf jenen präzisierten GPS-Daten des europäischen Systems EGNOS aufbauen und den Piloten komplett autark führen. Beide Systeme stehen in Konkurrenz zum konventionellen Instrumentenlandesystem (ILS), das am Boden stationiert ist und häufiger gewartet werden muss. EGNOS greift dabei mit dem Satellitensystem Galileo auf GPS-Daten zu und präzisiert diese für Europa. Ein Abkommen zwischen der Icao und den USA stellt sicher, dass die Daten nicht willkürlich geändert werden können.

Um die Satellitensignale empfangen zu können, müssen jedoch die Cockpits mit einem entsprechenden EGNOS-Receiver ausgerüstet sein. Derzeit sind sie jedoch laut DFS noch nicht in den Flugzeugen aller großen Hersteller installiert.

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